Hg. v. Matthias Schmidt und G.H.H.
Der Titel (Gedichte) übersetzen berührt ein ganzes Bündel miteinander zusammenhängender Fragestellungen. Zwar wurden und werden Gedichte immer schon wie andere Texte auch übersetzt. Das Gedichtübersetzen führt dabei aber am ehesten an Grundfragen des Übersetzens heran, die wegen der schieren Textmasse von Prosatexten dort ausgeblendet bleiben oder manchmal geradezu übergangen werden müssen. Als Gedichte sind dabei vor allem die Texte ernstzunehmen, die keine andere Form als eben die des Gedichts annehmen konnten, also nicht einfach zu Essay, Tagebucheintrag, Prosa, Dialog oder Romanfragment hätten werden können.
Einerseits bedeutet die Übersetzung eines Gedichts jedesmal, dem Ausgangstext bis in letzte Einzelheiten und nicht nur irgendwie gerecht zu werden. Andererseits sind Gedichte immer auch als Selbstübersetzungsversuche der Schreibenden mitzuverstehen. Wenn aber das Gedicht eine von Anfang an ungesicherte, doch geglückte Selbstübersetzung ist, was kann oder muss seine Übersetzung dann leisten? Wie ist Leichtfertigkeit und Beliebigkeiten beizukommen, angesichts dieser schwindelerregenden Ausgangslage — und wie ist eine verlässliche Übersetzung von Gedichten zu denken? Um die beispielhafte Entfaltung dieser und verwandter Fragestellungen geht es in diesem Heft.
Wie sich dabei zeigt, lässt das Nachdenken übers (Gedichte) Übersetzen einander widersprechende Lösungen zu, die jeweils in ihrem eigenen Paralleluniversum Gültigkeit beanspruchen können, aber nicht in der Summe aller Universen, in denen Gedichte noch übersetzt werden. Wesentlich erscheint uns nur, dass alle diese Lösungen eines gemeinsam haben, nämlich einen grundsätzlichen Respekt für die beiden, die an der Schaffung eines Gedichts beteiligt sind. Die Schreibenden und Lesenden schaffen, ohne einander kennen zu müssen, das lebendige Gebilde, das die Übersetzung nicht töten oder verstümmeln sollte.
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Matthias Schmidt und G.H.H.:
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Editorial
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Günter Plessow:
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Love is not all — ein Gedicht in ein Gedicht übersetzen. Einblicke in den Arbeitsprozeß
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John Clegg:
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Gedichte
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pst: |
Dies Unübersetzbare — Kleine Fall-Geschichte vom Turmbau zu Babel
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Ariell Cacciola und Erwin Uhrmann:
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Poetry Dialogue | Lyrischer Dialog
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Ann Cotten:
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Poetik des ersten Mals, des zweiten Mals, und so weiter
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Nikolaus Gansterer: |
Translectures
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Alexander Wöran und Mathias Müller:
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The Road is Everywhere or Stop This Body
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Versatorium und Ferenc Szijj:
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Reisen. Oder "[…] wie dem Ausgangspunkt gerecht zu werden ist"
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Martina Weber und Geraldine Gutiérrez-Wienken:
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Lyric übersetzen im Dialog
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G.H.H.
Hofmanns Beschwerden
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Timo Brandt:
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Fünf kurze Etüden zum Übertragen von Gedichten
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