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Einreichungen sind für Künstler_innen und Wissenschafter_innen
längst ein alltäglicher und nicht selten konstitutiver Bestandteil der
professionellen Arbeitsrealität. Selten allerdings rückt der komplexe
Prozess, der mit dieser Notwendigkeit verbunden ist, selbst in den
Fokus einer reflektierten Auseinandersetzung. Diesem Versäumnis
setzen wir die vorliegende Ausgabe von Triëdere entgegen, die sich
dem Moment des Einreichens widmet. Zu fragen ist beispielsweise,
welche Auswirkungen das Einreichen auf die kreative Arbeit, das eigene
Werk hat — und welche Umgangsformen Künstler_innnen oder
Wissenschafter_innen entwickeln, um mit dem Prozedere des Einreichens
ein produktives Auskommen zu finden. Ist die Einreichung
ein willkommener Anlass, um die erste Idee für ein neues Werk zu
präzisieren und einzukreisen? Oder kommt die Anforderung, die Idee
in Sprache und Skizze zu übersetzen, notorisch zu früh, um auch danach
noch für jede andere Form, die das Werk finden will, frei zu sein?
Gebeten haben wir um Beiträge — oder richtiger: Einreichungen
— die diesen Prozess differenziert betrachten und die eigenen Erfahrungen
teilbar machen. In den Gesprächen und Briefwechseln, die
sich in der Folge mit Künstler_innen und Wissenschaftler_innen ergeben
haben, wurden gegenläufige Positionen sichtbar. Der Autor
Fabian Faltin meint etwa: »Die prägnantesten und ausgereiftesten
Texte, die ich in den letzten 2–3 Jahren geschrieben habe, sind wahrscheinlich
Einreichungstexte. Mit ihnen habe ich letzten Endes auch
am meisten Zeit verbracht.« Der Künstler, Musiker und Autor Andreas
Karner hat sich wiederum schon früh gegen Einreichungen entschieden:
«Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht, da ich
kaum eingereicht habe. Ein einziges Mal als junger Student für das
12-monatige Staatsstipendium, unreflektiert und naiv, das war's auch
schon. Das stattgegebene Taschengeld hab ich dann zum Teil mit
meiner Oma beim Sonntagsessen im Gasthaus verprasst, der Rest
liegt bis heute unangetastet auf meinem Bankkonto und wird dereinst
meine Mindestpension auffetten.«
Zwischen diesen zwei Polen — der Einreichung als bürokratisches Übel und der Einreichung als treibende Kraft — bewegen sich die 16
Beiträge, die in dieser Ausgabe versammelt sind. Trotz der sehr unterschiedlichen
Stoßrichtungen der Texte und Bilder ist allen Beiträgen
eines gemeinsam: Sie nehmen den Einreichprozess ernst und bedenken
ihn vor diesem Hintergrund — mal durch den Versuch, seine
immanente Widersinnigkeit offenzulegen, mal im Bemühen um
ironische Distanz, die immer auch etwas bitter schmeckt. Im Umgang
mit den vielen Zusendungen, die uns erreicht haben, wurde uns
darüber hinaus deutlich, dass auch die Perspektive derjenigen, die
Einreichungen von der anderen Seite betrachten, in diesem Heft
nicht fehlen darf. Wie können Jurys, Vergabestellen oder Verlage die
Flut an eingereichten Ideen und Werken so sichten, dass sie ihnen
gerecht werden? Wie können Einreichverfahren strukturiert werden,
damit beide Seiten profitieren?
Natürlich hat auch uns bei der Zusammenstellung des Heftes Fluch
und Privileg jeder Jury getroffen: Wir mussten und durften wählen.
Schmunzelnd stellen wir fest, dass — wie bei den meisten unentgeltlich
agierenden Jurys — die Details unserer Entscheidungen auch bei
uns aus Mangel an Ressourcen im Dunkeln bleiben werden. Das
grundlegende Motiv unserer Auswahl kann aber sehr wohl beschrieben
werden. Unser Wunsch war es Beiträge zu versammeln, die in
ihrer Vielfalt den Einreichprozess nicht als gegeben hinnehmen, sondern
ihn als gestalt- und verhandelbar begreifen. In diesem Sinne
hoffen wir, dass diese Ausgabe von Triëdere der Beginn einer Verwandlung
ist.
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Esther Strauß und Matthias Schmidt:
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Editorial
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Herbert J. Wimmer:
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einreichungsparlando. z.b. literatur- und kunstprojektförderung
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Raphaela Edelbauer:
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INDIZIEN des Wertes
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Sabina Holzer: |
Unter Umständen
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Helwig Brunner:
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Ausreichend einreichen!
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Eva Schörkhuber:
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Grund einer Einreichung
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Wolfgang Oertl: |
File | New ...
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Jack Hauser:
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Zur Einreichung. Sätze und Zaubersprüche
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Adelheid Mers:
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Artists' perspectives on grant writing, summed up in a diagramm
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Andreas Fogarasi:
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Projecting
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Fabian Faltin:
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Proposal Prosa
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Moussa Kone:
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einreichungen
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Hanno Millesi:
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Einreichung
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Miroslava Svolikova:
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bitte nicht in die landschaft schlagen
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Thomas Ballhausen:
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Fernkurs
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Verena Teissl:
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Einreichen. Einsehen. Kulturmanageriale Betrachtungsweisen
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Dieter Bandhauer:
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Kleinere und größere Bedrohungen. Interview
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