Minisymposium in Berlin zu Code-Switching, Body-Snatching
Samstag, 5. Oktober 2024, ab 17 Uhr
diffrakt | zentrum für theoretische peripherie
Crellestr 22, Berlin-Schöneberg
Mini–Symposium und Gespräch mit
Natalie Deewan | Christian Filips | Tada Kanako | Alexander Lin | Falko Schmieder
diffrakt.space/code-switching-body-snatching/
Mit dankenswerter Unterstützung des österreichischen Kulturforums.
Open Call #29 Code-Switching, Body-Snatching
#29 widmet sich den Erscheinungen der Mehrsprachigkeit lebender Sprechernnnie und vertieft damit ein Thema, das sich in Triëdere #23 schon einmal abgeschlagen hatte und seither an Bedeutung nicht abgenommen hat.
Sprachwissenschaftlich bezeichnet der Begriff Code-Switching einen Wechsel der Soziolekte. Ob beim Abschütteln von regionalen Dialekten, von Prosodien und Idiomen des sogenannten Ghettos beim sogenannten Aufstieg in Bürogegenden, oder umgekehrt der Versuch von Büros, sich auf der Straße glaubwürdig zu benehmen – hier finden sich Rampen in alle Richtungen, Zonen, wo Geschicklichkeit vermeintlich festschreibende Kodierungen in Bewegung bringen kann.
Wir suchen Theoretisches und Empirisches, Berichte vom eigenen Leib und Beobachtungen von anderen. Reflexion im Sinn von Wissen-wollen, was passiert und wie es funktioniert. Reviews und Rundschauen und Kritiken, Begriffspaletten, Sprachvergleiche, mit Details bitte. Diagramme und Bilder können wir auch problemlos unterbringen.
Essays bis max. 15000 Zeichen bitte bis 20.10.2024 an redaktion@triedere.com
Open Call #28 Positiv–Negativ–Glamour
Quantifizierung verwissenschaftlicht das Interface – manchmal um den Preis der Erzeugung von Scheindaten, oft auf dem Weg dubioser Reduktionen, geradezu im Geist der Alchemie. Ich hab Glamour auch als “Potlatch” verstanden, als Verschwendung des Bereitgestellten. Statt sich 1 Geschlecht aussuchen, lieber alle ihrer Zerstörung entgegentreiben. Denn Skalen ordnen Werte an, positive und negative Schwankungen verweisen grafisch auf oben und unten, hoch und tief, hell und dunkel und die sonstigen wertenden Konnotationen des Posi- und Negativen. Ein ideales Habitat für jene opportunistischen Manöver am moralischen Doppelbarren, die laut Bruno Latour die eurozentrische Moderne charakterisieren.
Kann nun Glamour die Welt retten? Bekanntlich besteht Schillern aus Moiré-Effekten: einem Phänomen binär fassbarer Bedingungen, die als Glamour und Glitzer das Auge blenden und das Hirn vergnügen. Leben in der Zwischenzeit ermöglicht sich als taktisches Blenden und Sich-Blenden-Lassen. “Goodness, what beautiful diamonds”, sagt die bezauberte Nachtclub-Garderobière zu Mae West. “Goodness had nothing to with it”, antwortet der Star. Ill-Young Kim erzählt von einem Freund, den, geprimed von japanischen Pornos, verschwommene Autokennzeichen scharf machen. Durch die binäre Welt bricht der Möglichkeitsraum des Glitch wie Angela Merkel durch ein Hausdach in KI-Handschrift. Xiang Zairong empfiehlt “entweder-und”. Und im Untergrund existieren negierte Existenzen einfach weiter.
Wie formt, wie spricht, wie kultiviert sich ein Geschmack für Drittes, und was spielt der Reiz dabei für eine Rolle? Wie kann man vergifteten Angeboten, verdrehten Alternativen widerstehen? Was der dialektische Dreischnitt einreißt, ist es Ein- oder Ausgang oder das Tor zum nächsten Level?
Wir suchen Nonfiction, genaugenommen Essays, zu derartigen Transivi-, Bi- und Trinitäten. Beiträge bis max 15000 Zeichen, formal offen aber stringent, bis 15. 4. 2024 an redaktion@triedere.com.
Redaktionsschluss
Vorträge zu #27 Morbide Phänomene
vom 29. 2. 2024 im Spitzer im Odeon in Wien
Bernhard Kreuz zu Kentauren in Sattelzeiten Benedikt Ledebur zu penthesileischen Einsichten vor Farbleitsystemen Franziska Füchsl über Überwallungen und Normen der BaumpflegeFoto: Paul Hutchinson, Silber, 2014
Grafik: Dominik Hruza
Frisch erschienen: #27 Morbide Phänomene
Die Vergangenheit leckt. Fermentierungsprozesse setzen Energie frei, aber wohin damit? »Die Krise besteht genau darin, dass das Alte stirbt und das Neue nicht geboren werden kann: in diesem Interregnum ereignen sich die verschiedensten morbiden Phänomene«, schreibt Antonio Gramsci. 90-jährige US-Senatoren treiben Fracking voran. Ein ehemaliger KGB-Agent ergeht sich in mörderischen Phantasien sowjetischer Größe. In Berlin wird ein Hohenzollern-Schloss wieder aufgebaut und gefüllt mit ethnologischen Sammlungen. Während die in den Depots gehorteten Artefakte zerstauben oder pestizidbedingt unberührbar werden, leiden die beraubten Gegenden weiter an halbneuen globalkapitalistischen Problemen. Sie können mühelos benannt werden, gehen aber davon nicht weg.
»Was ist eigentlich Aura?« fragt Walter Benjamin und antwortet sich: »Ein sonderbares Gespinst aus Raum und Zeit: einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag.« Aura, Mana, Punctum, élan vital, duende, ambience, ineffabile – »Immer und überall […] treten Begriffe dieses Typs ein, um, nahezu wie algebraische Symbole«, schreibt Claude Lévi-Strauss hingegen, »einen seiner Bedeutung nach unbestimmten Wert zu repräsentieren, der in sich selber sinnleer und deswegen geeignet ist, jeden beliebigen Sinn anzunehmen«
Vortrag Konzert Gespräch
zu
Triëdere #27 Morbide Phänomene
18.12. 2023, 19h
Wiener Volksliedwerk,
Gallitzinstr 1, 1160 Wien
Wer leistet die maintenance der Mythen in den Köpfen, wer wäscht die Füße der untoten Könige, die in hohlen Bergen warten – auf was? Die Künstlerin Sophie Stadler schreibt darüber, wie sich Feudalismus als Mindset erhält und schildert Überlebensstrategien derer, die in der Erbfolge nicht vorgesehen sind. Und deren Wege traditionell oft ins Vagantentum führten: Nichterben sind die Eltern und Ammen der Musik, wie Hermann Härtel und Simon Wascher wissen, die im Volksliedwerk über ihre Arbeit am lebenden Archiv sprechen. Triëdere fragt speziell auch nach der Populärmusik Marke Eigenbau in seiner Funktion als Medium gemischter Gefühle und nach den Widersprüchen speziell der Wiener Schmelz- und Schmalzvariationen, auch in unserer langen Tradition des Mischkonsums. Lässt sich durch die Sektion des morbiden Wiens ein Flair freilegen, das lustvoller Selbstdestruktivität Vorschub leistet, und wenn ja, wie funktioniert es? In Vorschau auf Triëdere #27: Morbide Phänomene lädt die Redaktion zu einer Wiederbelebungen gewidmeten geselligen Zusammenkunft im Wiener Volksliedwerk mit Sophie Stadler, Hermann Härtel und Simon Wascher. Es gibt Wein.
Mit Vorfreude auf geteiltes Interesse und Gespräche
die Redaktion
A. Cotten, S. Huber, G. Sulzenbacher
Triëdere #27 erscheint Anfang 2024 im Verlag Sonderzahl und ist im Buchhandel & via Abo erhältlich.
#27 Morbide Phänomene
Die U-Bahn-Arbeiter.innen in Buenos Aires haben mit mir darüber gesprochen, wie sie ihre Faserjahre in die Zukunft hochrechnen und anschließend ihre Art des Todes berechnen: sie wissen von Angehörigen, die durch Asbestexposition Erkrankte beim Sterben begleitet haben, dass der Asbesttod dem eines Fisches in einem Eimer ohne Wasser gleicht. Die U-Bahn-Arbeiter.innen sind unablässig aktiv. Ich währenddessen werde schon bei meinen Recherchen über einem siebenseitigen Merkblatt der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung müde, wo diese Vorkehrungen für nur „geringe Exposition beim Entschichten asbesthaltiger Oberflächenversiegelung und Anstrichstoffen von metallischen Oberflächen im Nadel-Verfahren unter Absaugung“ auflistet.
Rike Bolte: Über die sichere Vermutung aus der Unterumwelt, Triëdere #27
#26 Denken Schreiben. Über die allmähliche Verfertigung
Wie informiert Denken Schreiben, und wie formt das Schreiben
die Gedanken? Mna ist ja nicht dier erste auf der Welt, dier auf die Idee
kommt, Gedanken schriftlich ‚festzuhalten‘, wie es heißt. Festhalten
aber verformt: Userni wie Produkt. Genau das
stellt das Verführerische dar: an der Verfestigung von bislang
Ungreifbarem mitzuwirken, inklusive seihrner selbst. Die schieren
Möglichkeiten der Sprache verführen – verursachen aber
auch Schneeblindheit. Gerade Gelungenes lässt am Ende
Ratlosigkeit zurück: Wie im Rest weiterleben?
#25
#24 Ilse Aichinger
und Elfriede Gerstl
»Ein Heft, das zwei große Autorinnen nicht einfach ›nur‹ zu Wort kommen lässt, sondern auf diese Worte antwortet, sie (erneut/anders) produktiv werden lässt. Eine Ausgabe, die, indem sie auf Aichinger und -Gerstl antwortet, keine Antworten, sondern Fragen in den Raum stellt;die, indem sie die Texte Aichingers und Gerstls befragt, die Unter-schiedlichkeit dieser weder zu nivellieren noch gegeneinander auszuspielen sucht.«
#23 Der philologische Affekt
Schreiben mit Werner Hamacher
Das wirkmächtige Schaffen Werner Hamachers (1948-2017) steht nicht zuletzt für eine produktivsinnhafte Auseinandersetzung mit dem Poststrukturalismus und den daran geknüpften Debatten. Auf vielfältigen Wegen – als Theoretiker, als Übersetzer oder auch als Lehrender – hat Hamacher eine Beschäftigung mit Literatur und ihren Kontexten vorgelebt, die entgegen manchem Missverständnis der Dekonstruktion gegenüber gerade von deren Genauigkeit und Eleganz sowie von weitläufiger Fachkenntnis geprägt war.
#22 A World Without Walls
#21 Literatur von Nichtmuttersprachlernneni
In dieser Ausgabe sind Texte von Autorennni versammelt, die im Deutschen als in einer Fremdsprache schreiben. Ihre verschiedenen Beziehungen zur Sprache haben Momente des Spiels sowie des Kampfs, und manchmal auch pflügt man wie ein Wildschwein traumverloren voran, solche Stellen kann man auch finden. Da es Literatur ist, dürfen stilistische Phänomene, die im Unterricht und in der Welt als Fehler gebucht werden könnten, ihre wahre Natur zeigen. […]
#20 Gastrosophie
#19 (Gedichte) gestalten
Auch hinsichtlich der Gestaltung stellen Gedichte eine besonders ›intensive‹ Herausforderung an alle Beteiligten dar: Wir fragen daher einerseits, inwiefern Gedichte ihre konkrete Druckgestalt als Element ihrer ›gebundenen‹ Sprache integrieren können – lässt sich die typographische Umsetzung gar als eine Verlängerung der Dichtkunst verstehen? Zugleich gehen wir diesem Wechselspiel von Erscheinung und Dichtung auch in historischer Hinsicht nach: Denn nicht selten waren es Gedichte, die eine avancierte Typographie erprobten, lange bevor diese prosatauglich wurde.
#18 (Gedichte) übersetzen
Obwohl Gedichte immerzu, wie andere Texte auch, übersetzt wurden und werden, so führt diese Tätigkeit doch an Grundfragen des Übersetzens als solchem heran: Neben der Problematik, wie dem Ausgangstext gerecht zu werden ist, rückt zusätzlich die Schwierigkeit in den Blick, dass Gedichte immer schon als Selbstübersetzungsversuche der Autor_innen verstanden werden können. Denn genuine Gedichte sind meist Texte, die keine andere Form als eben die des Gedichts annehmen konnten, also nicht einfach in Prosa oder andere Formen überführt werden könnten. […]
#17 Einreichen
Passion vs. Hoffnungsökonomie
Einreichungen sind für Künstler_innen und Wissenschafter_innen längst ein alltäglicher und nicht selten konstitutiver Bestandteil der professionellen Arbeitsrealität. Selten allerdings rückt der komplexe Prozess, der mit dieser Notwendigkeit verbunden ist, selbst in den Fokus einer reflektierten Auseinandersetzung. Diesem Versäumnis setzen wir die vorliegende Ausgabe von Triëdere entgegen, die sich dem Moment des Einreichens widmet. […]
#16 Traumaufzeichnungen
Für Heiner Müller lag der »ganze Sinn jeder künstlerischen Anstrengung« eigentlich darin, »den eigenen Träumen nachzujagen. Man versucht, die Stringenz der Träume zu erreichen, aber das erreicht man nie, weil: im Traum ist jeder ein Genie, und dem jagt man nach.« Triëdere #16 widmet sich diesen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Traumaufzeichnung: Wie ist dem notorisch flüchtigen Traum mit Sprache, Skizze oder Bild beizukommen, um ihn nicht nur als Steilvorlage, sondern als Ausgangspunkt für Literatur und Kunst fruchtbar zu machen?
#15 Punctum.
Annäherungen ans Faszinosum
Triëdere #15 widmet sich dem Faszinosum – verstanden sowohl als Grundlage künstlerischen Arbeitens wie auch der eingehenden Analyse und Interpretation. Ausgehend von Barthes‘ seduktivem Begriff des Punctums fragen wir nach Chancen und Grenzen einer Auseinandersetzung mit der eigenen Faszination, die stets einen Randbereich des Sagbaren vermisst.
#14 Kleines Bestiarium des Alltags
Triëdere #14 entwirft ein Kleines Bestiarium des Alltags: Nicht furchteinflößende Monster interessieren uns, sondern die kleinen Verwerfungen innerhalb der (zoologischen) Ordnung selbst, die zeigen, wie brüchig Normalität stets war und bleibt. Ein bunter Katalog voller untergründiger Obszönitäten und erfolglos ausgeklammerter Zeitgenossen.
Mit Beiträgen von: Peter Greenaway, Franz Dodel, Nicolas Mahler, Markus Köhle, u.v.w. – Fotografien von Chris Saupper.
#13 (Auto)Poetologien
Poetologien sind in aller Munde — nicht nur im Bereich der Literatur. Überall dort, wo die (sprachliche) Verfasstheit von Wissen bedacht wird, wuchern die Reflexionen, nach welchen Regeln diese Erkenntnisse gewonnen werden: als Poetologien des Wissens, der Erinnerung, der Geschichte. Es ließe sich also annehmen, dass die Poetologie längst einen Übergangsbereich zwischen literarischen und wissenschaftlichen Fragestellungen bezeichnet — im Sinne einer uferlosen Disziplin […].
#12 Ästhetiken des Bewahrens
Der Plural der Ästhetiken des Bewahrens erlaubt eine thematische Öffnung für eine Vielzahl von Zugriffen, die nicht nur zwischen selektiver und konservierender Bedeutung liegen sondern zugleich auf Praktiken innerhalb der Literatur, der bildenden Kunst und der Theoriebildung verweisen, die im Ästhetischen nicht selten das Politische aus- und stark machen. […]
Triëdere Sonderheft:
Schule der Fiktionen
Das Sonderheft »Schule der Fiktionen« dokumentiert die »bedeutendste künstlerische Avantgarde« des zwanzigsten Jahrhunderts und ist sogleich manifester Teil deren a-chronischen Bestehens: Erst- und letztmalig erscheinen umfangreiche Beiträge aus dem Umfeld des Maximalismus sowie zahlreiche Abbildungen und Dokumente zur Bewegung. […]
#11 Amikalekte
Mit Beiträgen von: Peter Greenaway, Franz Dodel, Nicolas Mahler, Markus Köhle, u.v.w. – Fotografien von Chris Saupper.
#10 Geräusch und Text
#9 Von der Bedeutung
des Kleinen
[…]
#8 Jargon und Klischee
[…]
#7 Die Schleier der Pornographie Zur Rhetorik der ›nuda veritas‹
#6 Art moyen & Yuma
#5 Mond und Finger
[…]
#4 Zeichnung
[…]
Zum Heft
#3 Erinnerung
[…]
#2 Bildlichkeit
[…]